Phantastisch!
Häufig wird der österreichische Zeichner
als ein Gründungsmitglied des »Blauen Reiter« genannt, seine
konkreten Beziehungen zu diesem Künstlerkreis sind jedoch so gut wie unbekannt.
Die Ausstellung (09.10.2018 - 17.02,2019) zeichnet erstmals mit einer Fülle von Werken, Dokumenten und
Fotografien die komplexen persönlichen und künstlerischen Verflechtungen nach:
Es ist fast völlig in Vergessenheit geraten, dass Kubins erste Ausstellung in
München und sein berühmtes, aufsehenerregendes Frühwerk mit den drastischen
Visionen von Trieb- und Zwangsvorstellungen, die Einblicke »in die Dunkelkammer
der modernen Seele« erlaubten, 1904 von Wassily Kandinsky in der
Künstlervereinigung »Phalanx« präsentiert wurde. Fünf Jahre später – Kubin
hatte eine Phase des Umbruchs hinter sich, seinen Roman »Die andere Seite«
niedergeschrieben und war von München nach Zwickledt in Oberösterreich gezogen
– wurde er 1909 zur »Neuen Künstlervereinigung München« um Kandinsky, Münter,
Jawlensky und Werfekin hinzugezogen. Auch nach der Abspaltung des »Blauen
Reiter« 1911 wurde Kubin umgehend in einem Brief von Gabriele Münter zum
Mitmachen aufgefordert. Jetzt waren es die seelischen, phantastischen und
traumhaften Dimensionen, die die Künstlerfreunde an Kubins neuartigen,
kalligraphisch flüssigen Tuschfederzeichnungen faszinierten. Bei der 2. Blauer
Reiter-Ausstellung präsentierte er vielfigurige Szenen, die in beunruhigend
irrationaler Weise einen Teppich des Lebens ausbreiten, wobei oft ein
geheimnisvolles »Zwischenreich« aufscheint. Es ist diese geistige Dimension,
der sich etwa auch Kandinsky, Franz Marc oder Paul Klee in ihren Werken
verbunden fühlten. (Text: Lenbachhaus
München)