↓↓ Contemporary art articles - older art articles →→Page one|Artists abc |Read about| See exhibitons|The museums|The channel | German Art Archives

1/21/2016

Gille, Sighard - Museum der bildenden Künste Leipzig

Sighard Gille: Ruhelos

Das Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt im Herbst 2016 die erste umfassende Retrospektive des malerischen Werkes von 


Präsentiert werden etwa 70 Gemälde von den späten 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Anlässlich der Ausstellung (30.10.2016 - 22.01.2017) erscheint das vollständige Werkverzeichnis seiner Gemälde. In der Ausstellung wird ein Fokus auf Gilles Schaffen in der DDR gerichtet, als der Künstler in der Haltung eines einfühlsamen, aber auch ironischen Kommentators alltägliche Situationen des Lebens im Sozialismus festhielt. Früh unterschied sich Gille von vielen seiner älteren und jüngeren Leipziger Kollegen durch die Verweigerung eines heroisierenden Narratives zugunsten seines Blicks auf die bedeutsamen Nebensächlichkeiten und das öffentlich gezeigte Intime, das sich der ideologischen Überfrachtung bereits vom Sujet her entzog. Diese Neigung zeigt sich in seinem vielleicht bekanntesten Werk dieser Zeit, der bei offiziellen Stellen Empörung auslösenden Brigadefeier von 1977, aber auch bei seiner wichtigsten Auftragsarbeit, dem großformatigen Deckenbild „Gesang vom Leben“ für das Leipziger Gewandhaus. 
Der Schwerpunkt der Ausstellung wird auf Gilles Werk nach der Wende liegen, als der Künstler zum Professor an die Hochschule für Graphik und Buchkunst berufen wird und auch als Lehrer Anteil an der Entwicklung der Leipziger Kunst der Gegenwart nimmt. Gilles OEuvre dieser Zeit ist geprägt von privaten Themen, Portraits, Aktdarstellungen und ironisch wiedergegebenen Alltagsszenen. Auch die künstlerische Reflexion über den politischen und gesellschaftlichen Wandel spielt in dieser Phase eine größere Rolle. Mit großer Deutlichkeit tritt Eros als eine Triebfeder des Zwischenmenschlichen in seinem OEuvre zutage. 
In den letzten Jahren öffnet sich der Künstler zudem einer sensiblen Freilichtmalerei und wendet sich der Landschaft als Reflexionsraum menschlichen Daseins zu. Trotz künstlerischer Experimente mit der Fotografie und verschiedenen Drucktechniken bildet die Malerei auf Basis von präziser Beobachtung und Naturstudium das zentrale Arbeitsgebiet Sighard Gilles. Sein fulminanter Farbauftrag und die überbordenden Kompositionen zeigen Gille als einen Meister des Malerischen. In expressiver Artikulation und leichter Ironie befragt der Maler die Kunst über ihre Beziehung zum Leben. Denn über alle Gesellschaftsformen und politischen Konstellationen hinweg bleibt Gilles großes Thema der Mensch und das Menschliche. (Text: MdbK Leipzig)